Archiv für den Monat: Mai 2020

Als die Musik in Flammen aufging

Es war ein gewöhnlicher Arbeitstag am 31. Mai 2008 im Gelände der Universal Studios in  Hollywood. Dachdecker hatten neue Bitumendecken auf die Dächer eines Sets aufgezogen, dazu verwendeten sie große Gasbrenner, mit denen sie die Asphaltbahnen aufheizten. Nach Arbeitsende wurde – wie üblich – eine Feuerwache eingeteilt; ein Teil der Arbeiter beaufsichtigte die neu gelegten Flächen. Nach einer Stunde war dann endgültig Feierabend.
Leider in dieser Nacht – zu früh.

Es brennt!

Gegen halb fünf des folgenden Morgens bemerkte ein Wachmann Flammen, die aus dem Dach eines der Gebäude loderten. Es gehörte zu dem Set „New England Street“, welches für Filme wie „Spider Man“ und viele TV-Sets verwendet wurde. Schnell sprang das Feuer auf weitere Bauten über, wie das Rathaus aus „Back to the Future“. Dann erreichte es das „King-Kong Encounter“, ein Fahrvergnügen des Universal Studio Parks. 
Neben „King-Kong“ lag ein  unscheinbares Lagerhaus, „Building 6197“. Es war bekannt als das „Video Archiv“, aber ein Drittel der Fläche wurden von United Music Group(UMG) benutzt – als Musikarchiv.

Gegen 5:45 stand das gesamte Gebäude in Flammen.

Um ein Übergreifen auf weitere Bereiche zu vermeiden, begann die Feuerwehr damit, Teile der brennenden Bauten einzureißen und Brandschneisen zu schaffen – auch in das Archiv der UMG. In den frühen Morgenstunden des 2. Juni – fast 24 Stunden nach  Ausbruch des Brandes – erklärte die Feuerwehr den Brand für gelöscht. Keiner beachtete den Schaden, den das Feuer bei UMG angerichtet hatte. Verständlich: Keiner wußte, was hier lagerte. 

Nach vielen Übernahmen und Fusionen war es auch schwierig, den Überblick zu behalten: Universal Studios mit Univeral Media wurde von General Electric übernommen und fusionierte mit GE Televsion, um dann mit NBC zu NBC-Universal zu verschmelzen. UMG wurde ausgelagert und an Vivendi verkauft. 

2008 war UMG nur noch ein Untermieter bei NBC-Universal. Das Musikarchiv von UMG verteilte sich zu der Zeit über mehrere Standorte, über die gesamten USA verstreut, Building 6197 war aber das größte der Archive, und hier wurden die wichtigsten Bestände gelagert. 

Zu den Plattenlabels, die UMG im Laufe der Zeit übernahm, gehörten u.a.: 

  • Decca Records, seit den 1930ern auf dem Markt mit Louis Armstrong, Bing Crosby, Ella Fitzgerald, Duke Ellington und Billie Holiday 
  • ABC Records, gegründet 1955, gehörte zusammen mit Impulse zur Am-Par Record Company
  • Impulse Records, ein bekanntes Jazz Label, mit Ray Charles, John Coltrane und Pearl Bailey
  • Chess Records, spezialisiert auf Blues und R’n B, mit Muddy Waters und Chuck Berry
  • A&M Records, gegründet 1962 von Herb Alpert. Sie hatten Cat Stevens, The Carpenters, Quincy Jones und Carole King  unter Vertrag.
  • MCA Records, mit vielen Pop-Gruppen der 1970er wie Wishbone Ash, Mick Greenwood oder Hot Chocolate 
  • Geffen Records, gegründet 1975,  mit Künstlern wie Aerosmith, Cher, Peter Gabriel, Elton John

Ein Großteil der Master Tapes dieser Labels – teilweise der gesamte Bestand – wurde bei diesem Brand vernichtet. UMG selbst geht von 120.000 Bändern aus, der tatsächliche Schaden liegt laut New York Times wahrscheinlich eher bei 175.000 – mit geschätzten 500.000 Songs.

Up in Smoke…

Eine – unvollständige – Liste der Künstler, deren Werke im Feuer verloren gingen:

Ella Fitzgerald
Louis Armstrong 
Duke Ellington 
Billie Holiday 
Count Basie  
Benny Goodman
Big Mama Thornton
Bill Haley and His Comets
John Coltrane
Dizzy Gillespie
Muddy Waters  
Bo Diddley 
John Lee Hooker 
Willie Dixon
Chuck Berry – alle Mehrspur Studioaufnahmen
Aretha Franklin
Buddy Holly – wohl alle Master Tapes
Ray Charles
The Carpenters
Elton John
Nirvana
Joni Mitchell
Peter Frampton
R.E.M
Bryan Adams
Tom Petty
Les Paul
Aerosmith
Sheryl Crow

Die New York Times bezeichnete den Brand als

„…the biggest disaster in the history of the music business“

Quellen:

https://en.wikipedia.org/wiki/2008_Universal_Studios_fire
https://www.latimes.com/entertainment/music/la-et-ms-universal-hollywood-fire-master-recordings-20190611-story.html
https://www.digitalmusicnews.com/2019/06/12/artists-masters-lost-2008-universal-studios-fire/
https://wror.com/2019/06/26/umg-fire-artist-list/
https://www.nbcnews.com/pop-culture/music/what-did-we-lose-universal-music-fire-blazed-through-archives-n1025556

International Lindy Hop Day

Der 26. Mai steht für viele Swingtänzer groß im Kalender: An diesem Tag im Jahr 1914 ist Frankie Manning geboren und seit 2014 feiert man ihm zu Ehren den Internationalen Tag des Lindy Hop. Manning, der 2009 kurz vor seinem 95. Geburtstag verstarb, hat den Lindy Hop in den 20ern und 30ern des vorangegangenen Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Auf ihn geht der erste Aerial zurück und er war einer der wenigen Tänzer, die in den späten 80ern von Lindy-Hop-Wiederbelebern zum Unterrichten überredet wurden. 

Der Lindy Hop verlor ab Anfang der 1950er Jahre an Bedeutung und wurde von moderneren Tänzen wie Rock’n’Roll, Boogie und Jive abgelöst. Frankie Manning selbst arbeitete nach seiner erfolgreichen Karriere als Tänzer – er hatte unter anderem für die Whitey’s Lindy Hoppers getanzt – als Postmann. Als er 1986 von Erin Stevens, einer begeisterten Jitterbug-Tänzerin, angerufen wurde, antwortete er auf die Frage: „Ist da Frankie Manning, der Lindy-Hop-Tänzer?“  „Nein, hier ist Frankie Manning, der Postmann!“. Von da an brachte  er den Lindy Hop auch nach England und Schweden – 1989 war er zum ersten Mal in Herräng. Seine mit Abstand bekannteste Choreographie ist wohl der Shim Sham, der auf Socials und Tanzabenden auf der ganzen Welt getanzt wird.

Frankie haben wir es zu verdanken, dass der Lindy Hop in seiner ursprünglichen Form heute getanzt werden kann. Kein Wunder also, dass dieser Tag für viele Lindy Hopper etwas ganz Besonderes ist. Normalerweise würden wir den 26.05. mit einem Geburtstags-Shim Sham auf unserem Social feiern. Für dieses Jahr hat sich die Frankie Manning Foundation jedoch etwas Besonderes ausgedacht: den Shim Sham Relay. Wo auch immer man sich auf der Welt gerade befindet, man soll mit seinen Freunden virtuell zusammenkommen und um 20 Uhr Ortszeit den Shim Sham tanzen. So tanzt zu jeder vollen Stunde irgendwo auf der Erde gerade jemand den Shim Sham. Schöne Idee, oder? Das dachten wir uns auch, und so möchten wir uns der Aktion gerne anschließen:

Macht mit beim Shim Sham Relay Karlsruhe!

Wann? Di., 26.05.2020 Einlass ab 20:00. Ihr werdet dann von Michaela freigeschaltet, sobald ihr dem Meeting beigetreten seid.

Wo? Zoom:

https://us04web.zoom.us/j/77406286198?pwd=QlR1M3hEK0dFV0tMYTVISlcvNGY3dz09

Was? Der Shim Sham, Choreo zum Auffrischen oder Lernen:

Schnallt euch eure besten Hosenträger um und tanzt mit uns eine Runde Shim Sham, damit wir nie vergessen, warum wir diesen schönen Tanz tanzen!

Quellen: https://www.frankiemanningfoundation.org/frankie-manning/

„Frankie Manning – Ambassador of the Lindy Hop“ (Buch, 2007)

Eine Woche in Herräng

In diesem Rückblick möchte ich Einblicke geben in das wohl intensivste Lindy-Hop Camp in Europa: Herräng! Für fünf Wochen verwandelt sich das kleine Dorf an der Ostküste Schwedens in einen bunten Zirkus, nichts steht hier mehr still, während wöchentlich bis zu 500 Teilnehmer zusammen ihre Zeit mit dem schönsten Hobby der Welt verbringen: dem Lindy Hop. 

Herräng ist ein Dorf am Rande eines Waldes mit Zugang zur Ostsee, zumindest indirekt: das Dörfchen liegt in einem Fjord und der Strand von Herräng ist umringt von zerklüfteten Inseln. Davon sieht man, wenn man am Strand liegt, allerdings nicht so viel.

In der offenen Werkstatt kann man sein geliehenes Rad aufhübschen
(Alle Fotos in diesem Artikel von Michaela/privat)

Egal ob mit Flugzeug oder Zug, der erste Treffpunkt, um zum Herräng Dance Camp zu gelangen, ist der Flughafen Årlanda in Stockholm. Hier wird man zu festen Zeiten von einem großen gelben Vogel (oder wahlweise einer Banane oder einem Affen) in der Wartehalle eingesammelt und zu einem Bus gebracht, dem Herräng Shuttle. Etwa eine Stunde fährt man durch die nicht unbedingt sehr abwechslungsreiche Landschaft, bevor der Fahrer endlich in das Dorf Herräng abbiegt und die Gruppe am Kiosk herauslässt. 

Herräng: Ankunft im Dorf

Als ich das erste Mal in Herräng angekommen bin, war ich irritiert. Wo bin ich? Auf einer kleinen Straße mit einem Laden, auf dem groß „KUGGEN“ steht. Manche meiner Mitreisenden sind sofort zielstrebig losgelaufen: Also mal hinterherlaufen. Ah, da sind mehr Menschen, toll! Nach rechts geht eine Straße ab, es ist grün ringsherum, ab und zu überholen mich Fahrradfahrer auf klapprigen, bunten, alten Rädern. 

Ich bewege mich wie in einer Schafherde, wir biegen gemeinsam nach rechts und sehen am Ende der Straße das Folketshus, das Zentrum Herrängs. Vor dem Folketshus ist ein großer Platz, der von weiteren Gebäuden umringt ist. Da ist das „Woodside“, eine der Unterkünfte, dann ein Lindy Hop Shop, der Fahrradverleih und die Anmeldung. Die Wände sind rot, manche Häuser haben grüne Dächer. Neben dem Folketshus ist eine Rasenfläche, dort stehen Hängematten und andere Sitzgelegenheiten, manchmal auch ein Pool oder ein Trampolin.

Einmal um das Folketshus herum gelaufen und man sieht den kleinen See, der zum Dorf gehört. Außerdem ist hier, auf der Rückseite des Gebäudes, die Freilufttanzfläche – eine große hölzerne Halle mit Holzboden, deren Wände man wie Fächer aufklappen kann. Hier findet am ersten Tag, immer der Samstag der Woche, die Anmeldung statt. 

Dann geht es zur Unterkunft: ich habe mich dieses Mal für das Woodside entschieden, so ist man immer direkt am Geschehen. Man kann in Herräng wählen zwischen Camping mit Zelt oder Wohnwagen, privaten Unterkünften oder Massenunterkünften wie Turnhallen oder andere Räume der Schule. Diese befinden sich alle im Dorf selbst, sodass man mit einem geliehenen Fahrrad überall schnell hinkommt. 

Nach einer kurzen Radfahrt durch den Wald kommt man zum Strand von Herräng

Der erste Tag im Camp

Viel Zeit hat man am ersten Tag nicht, denn nach der Anmeldung findet nachmittags schon die erste Audition statt. Wie bei großen Festivals üblich, werden hier die Kurse zusammengestellt, sodass in jedem Kurs ein einheitliches Niveau herrscht. In Herräng gibt es zwei Runden: In der ersten Runde bewertet man jeweils sein Gegenüber, mit dem man gerade getanzt hat und basierend darauf wird man in eine Gruppe eingeteilt. In der zweiten Runde tanzt man in der Gruppe und die Lehrer schauen, ob die Gruppen so zusammenpassen. 

Also auf zur Audition! Ich treffe einen Haufen Freunde wieder und lerne noch mehr neue Leute kennen. Auf dem Rückweg vom Folketshus zum Woodside schnappe ich mir schnell einen Happen im Ice Cream Parlor – zwar ein Umweg einmal durchs Dorf und wieder zurück zu meiner Unterkunft, aber das Bananenbrot ist es mir wert. 

Sieben Abende Tanzen…

Die Abende in Herräng stehen ganz unter dem Motto Socializing. So gibt es an manchen Abenden eine Band, die im oberen Stockwerk des Folketshus spielt. Unten gibt es immer DJ-Musik und die offenen Wände sind ein wahrer Segen. Aber das Folketshus bietet noch mehr: Es gibt ein kleines Zimmer, in dem man auf großen Plakaten über die Swing-Legenden wie Frankie Manning oder Norma Miller lesen kann. Dort kann man sich auch Frankies Lieblingsgetränk bestellen – einen Frankie Floats. Irgendwas mit Vanilleeis und Malzbier, wenn man meinem Geschmackssinn trauen will. 

Auf dem großen Platz vor dem Folketshus kann man sich künstlerisch austoben

Folgt man dem schmalen, dunklen Gang, der sich an das Zimmer anschließt, gelangt man auf eine weitere, kleine Tanzfläche, die meistens sehr abgedunkelt ist und jeden Abend unter einem anderen Motto steht. Hier hört und sieht man alles von Latin und Ragtime über Balboa und Mambo, und der Abend beginnt meist erst um Mitternacht.

Musik bis zum Morgengrauen

Im Erdgeschoss des Folketshus befindet sich die Bar Bedlam. Hier gibt es tagsüber ein warmes Buffet und abends à la carte bis spät in den Morgen. Die Bar ist gemütlich und geräumig, es stehen ein paar Sofas drin und wenn man zu sehr später Nachtstunde gerade auf einem der Sofas eingeschlafen ist, kann es passieren, dass man von den sanften Klängen des Klaviers geweckt wird, denn dann hat Sigurdur wieder mal ein paar Musiker zusammengetrommelt und leitet die späte Jam Session am Klavier ein. Da hört man auf einmal einen Tänzer an der Trompete improvisieren, oder einen Lehrer singen, oder Tom Wadelton kommt vorbei und steppt ein paar Lieder mit den Händen in den Hosentaschen mit. 

Die Beine sind schwer und der Kopf müde, eigentlich ein schöner Blues zum Tanzen, aber die Entscheidung, aufzustehen, wird mir von der umliegenden Meute abgenommen: In der Bar ist es mittlerweile so voll, überall sitzen und stehen Leute, dass es kaum denkbar ist, sich noch zu bewegen. Also bin ich dankbar um meinen Sofaplatz und schließe wieder die Augen.

Keine schlechte Entscheidung, denn am nächsten Tag geht es um 11:00 mit den Kursen los. Man nimmt am Unterricht entweder im Folketshus oder in einem der mobilen Zelte teil. Weit laufen muss man nie und zwischen den Kursen kann man sich zum Beispiel im Banana Club mit leckeren Wraps, Salaten oder Shakes versorgen. Generell ist das Nahrungsangebot in Herräng überwiegend gesund: Man findet immer vegetarische oder vegane Alternativen und selbst glutenfrei kann man eine Woche überstehen. 

Die Kurse werden unterrichtet von der Creme de la Creme des Lindy Hops – kaum ein Festival bietet so eine große Vielfalt und so viele erstklassige Tanzlehrer. Jede Woche in Herräng steht unter einem Thema – mal ist es Shag, mal Boogie, es gibt spezielle „Sing and Swing“-Kurse und man kann den Stepptanz lernen. 

Der Zauber von Herräng

Aber Herräng ist so viel mehr als Kurse und Tanzabende: es ist die Zeit zwischendrin, die ich in einer der Hängematten vor dem Folketshus verbringe, wenn gerade ein spontanes Ritterturnier auf Kinderfahrrädern mit allerlei verkleideten Rittern und Pappschwertern stattfindet; der Ausflug zum Strand auf einem alten,klapprigen Fahrrad mit dem ständigen Gedanken, dass ich schneller gelaufen wäre; das Meer, das eigentlich eine Bucht ist, mit klarem Wasser und vor Wind geschützt; das Schokoladenmousse um 3 Uhr nachts im Café Blue Moon; der Feueralarm, der mich um mein Schokoladenmousse bangen lässt und sich als angebrannter Crèpe herausstellt; das Wohnwagenkino, welches alte Filme für 6-12 Personen anbietet; und viele weitere herzerwärmende Situationen.

„Herzblatt“ für Tänzer: Zu gewinnen gibt es einen Tanz mit dem Liebsten

Das Daily Meeting: Neuigkeiten aus Herräng

Es ist Abend, kurz vor 9, ich habe geschlafen, gegessen und geduscht und warte gespannt auf das Daily Meeting – ein einstündiges Unterhaltungsprogramm, moderiert von Lennart Westerlund, der immer sehr darauf beharrt, sein festes Programm abzuarbeiten – angefangen mit den Daily News. 

Diesmal wird ein Klavier in Zeitlupe von rechts nach links auf die Bühne geschoben und an dem Klavier sitzt, oder besser gesagt: rollt ein Klavierspieler, der sich bemüht, die Nachrichtenmelodie zu spielen. Dabei verkündet er die täglichen Nachrichten: 

Es gab gestern einen Brand im Café Blue Moon, oder vielmehr einen angebrannten Crèpe, naja eigentlich ist nicht wirklich was passiert, danke, dass alle dem Feueralarm gefolgt sind, passt auf euch auf. Morgen Abend ist Paella Abend, bitte meldet euch bis morgen Mittag in der Bar Bedlam dafür an, damit es für alle reicht, danke. Ach und ich hab gehört, den besten Kaffee gibt es im Ice Cream Parlor. Danke für die Info. 

Und schon ist das Klavier auf der anderen Seite hinter dem Vorhang verschwunden. Lennart tritt wieder auf die Bühne, er begrüßt die heutigen drei VIP Gäste, darunter Barbara Billups. Hatte er gestern nicht etwas von einem Geburtstag erwähnt? 

Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, wird Lennart unterbrochen und im Publikum steht ein junger Mann in weißem Anzug auf. Er hält ein Mikrophon in der Hand und fängt an, eine Geburtstagsballade zu singen. Während das Scheinwerferlicht zu ihm herüberschwenkt, geht eines der Fenster auf, ich sehe einen weiteren Sänger, der sich an einem Seil hochzieht und nun durch das offene Fenster klettert. Die beiden singen um Barbara, wer sie mehr verehrt, schätzt und liebt, beide haben kleine Geschenke für sie und nähern sich ihr, während sie singen. Der Raum ist in dunkle Farben getaucht, Luftballons steigen von überall auf, einer der Sänger hält einen Blumenstrauß in der Hand. Da kann Lennart nicht mithalten, wenn er dem Geburtstagskind hinterher einen Eiskaffee überreicht! 

Nach dem Daily Meeting geht der Social los. Man kann tanzen bis spät in die Nacht und wenn man Glück hat, bauen um 6 Uhr Leute einen kleinen Pancake-Stand auf der Tanzfläche im Folketshus auf. Hoffentlich brennt dieses Mal keiner an.

Nixon and the Duke

Was hat Richard Nixon mit Duke Ellington zu tun?

Richard M. Nixon, Präsident der Vereinigten Staaten von 1969 bis 1974, ist vor allem durch die Watergate-Affäre bekannt geworden, die schlussendlich zu seinem Rücktritt führte. Aber Nixon war auch ein bekennender Musikliebhaber und spielte selbst Klavier. In seinen Memoiren schrieb er: „Klavierspielen als Möglichkeit, sich verständlich zu machen, ist vielleicht sogar erfüllender als Schreiben oder Sprechen…Ich denke, großartige Musik zu schaffen, ist eines der höchsten Ziele, die sich der Mensch stellen kann.“

Nixon würdigte diese Form des Ausdrucks dadurch, dass er am 29. April 1969 die „Presidential Medal of Freedom“, die höchste zivile Auszeichnung der USA, an Duke Ellington verlieh – an dessen 70. Geburtstag.

Nach dem Staatsdiner und der feierlichen Verleihung im East Room des Weißen Hauses stimmten die anwesenden Gäste gemeinsam ein „Happy Birthday“ an – mit dem Präsidenten am Klavier.

Der Abend endete mit einer Jam-Session der Crème de la Crème des Jazz: Dizzy Gillespie, Benny Goodman und Earl Hines, die Saxophonisten Paul Desmond und Gerry Mulligan, der Trompeter Clark Terry und Louis Bellson am Schlagzeug.

Auszug aus: www.whitehousehistory.org/a-duke-at-the-white-house

Webradio-Empfehlung: Swingsalon

Beim Stöbern durch die Unmenge an Webradiosendern bin ich bei „Swingsalon“ hängengeblieben:  

„Swingsalon“ ist ein deutscher Webradiosender aus Münster. Was hier auffällt ist die bunte und abwechslungsreiche Mischung von Swing-Klassikern (z.B. von Billie Holliday, Ella Fitzgerald, Artie Shaw oder Bennie Goodmann) mit aktuellen Swing-Songs und -Bands (wie z.B. Tuba Skinny, Asylum Street Spankers oder Kitty, Daisy and Lewis);

Außerdem macht der „Swingsalon“ gerne mal einen Ausflug in die Jazz-Verwandten Genres wie Soul, RnB, Blues oder Funk.  

Das ist ein Sender für alle, die zwischendurch gern mal in verwandte Generes reinhören wollen und auch aktuelle Bands / Musik neben den Klassikern hören möchten. Der Sender macht in jedem Fall Spaß und ist ein Garant für gute Laune 🙂  

Kleine Nachteile:

  • Rotation: wer hier regelmäßig zuhört, wird bemerken dass sich die Songs doch nach einer Weile wiederholen
  • Werbung, jedoch sehr wenig    


Stream: http://stream.laut.fm/swingsalon

Mit Hirn, Charme und Pistole – Miss Fisher ermittelt im Australien der zwanziger Jahre

Bei der Eingangsmusik – ein flotter Charleston – möchte man schon durchs Zimmer tanzen. Das ist ein guter Anfang.

Miss Fisher ist eine Krimiserie aus Australien. Aber nicht nur das: Sie spielt in den zwanziger Jahren und versprüht jede Menge Flair. Schöne Frisuren, Flapper-Kleider und Hosenträger, Oldtimer-Autos, Zirkusartisten, Fliegermützen. Wer das mag, kommt schon alleine deswegen auf seine Kosten. Doch es zählt ja nicht nur die Szenerie. Daher ein paar Worte zur Handlung.

Phryne Fisher ist eine selbstbewusste und unkonventionelle selbst ernannte Detektivin, die sich mit Sympathie und viel Koketterie und mit Hilfe ihrer treuen Zofe in die lokalen Mordfälle einmischt. Dabei kommt sie immer wieder dem Polizeiinspektor und seinem schüchternen Gehilfen in die Quere. Mehr oder weniger zusammen lösen sie meist ziemlich verzwickte Mordfälle vor den verschiedensten Kulissen.

Tod auf der Zugfahrt, im Zirkus, auf dem Jahrmarkt oder in der abgelegenen Villa, bei Zauberern, Fotomodellen oder Rennfahrern. Die Schauplätze und Milieus sind abwechslungsreich und die Macher verstehen es gut, sie genauso dazustellen, wie wir sie uns vorstellen würden. Und nicht selten schlüpft Phryne selbst in eine der Rollen, um den Mörder zu entlarven.

Die Stimmung wechselt zwischen düster und heiter – ein paar unanschauliche Leichen und Schreie im Dunkeln, aber auch eine flirtende Detektivin, gewitzte Taxifahrer-Freunde und ein Butler mit trockenem Humor. Dafür, dass als Krimiserie eigentlich die Auflösung der Fälle im Mittelpunkt steht, ist auch die Rahmenhandlung erstaunlich ausgebaut, in sich schlüssig und macht Spaß.

Alles in allem eine gelungene Serie. Überzeugt euch selbst.

Ausstrahlung: Am Freitag, 8. Mai um 20.15 Uhr startet Servus TV „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ wieder von vorne, beginnend mit der Pilotfolge „Willkommen in Melbourne“. Auch in der Mediathek sind die Folgen dann zu sehen: www.servustv.com/mediathek Auch bei Amazon und Netflix gibt es die Folgen.